Unterwegs mit Freiburgs Nachtmediator*innen
Wo gefeiert wird, sind Ordnungsstörungen nicht weit: Müll, Lautstärke, gut gelaunte Menschen neben gestressten Anwohner*innen, unterschiedliche Kulturen und Bedürfnisse treffen aufeinander. Um hier ein gutes Miteinander zu schaffen, sind unsere Nachtmediator*innen im Einsatz. Sie sorgen dafür, dass sich Bürger*innen ernst genommen fühlen und u.a. die Lärmbelästigung in den späten Stunden minimiert wird. Sie haben ein Ohr für Sorgen, sind Ersthelfer*innen, Vermittler*innen und Konfliktmanager*innen.
Das Apotheken-Außenthermometer zeigt an diesem Mittwochnachmittag im Februar frische 7 Grad an. Edwin und Noori drehen ihre erste Runde durch den Colombipark. Neues Terrain und neue Zeit für die Nachtmediator*innen der Stadt Freiburg. Normalerweise sind sie von April bis September, abends zwischen 17 und 23 Uhr, unterwegs. Ihr Einsatzgebiet: Beliebte Parks und Plätze der Stadt, die im Frühjahr und Sommer zahlreiche Menschen zum Grillen, Feiern und Abhängen anlocken: Seepark, Augustinerplatz oder der Platz der Alten Synagoge.
Seit Anfang 2025 ist das Team, das immer aus zwei Personen besteht, auch in den dunklen Wintermonaten nachmittags und am frühen Abend unterwegs. Zugegeben, eine ruhigere Zeit für Edwin und seine Kolleg*innen, aber zu tun gibt es immer etwas. Entweder im Büro im Rathaus im Stühlinger, bei Workshops an Schulen, bei eigenen Deeskalationstrainings oder draußen, wo sie dringend gebraucht werden. „Ich habe neulich, als es schon dunkel war, eine junge Frau durch den Stühlingerpark begleitet, als sie mich darum gebeten hatte“, sagt Edwin.
Der gebürtige Kolumbianer ist seit April 2023 und damit von Anfang an bei den Nachtmediator*innen dabei. Tagsüber studiert der 40-Jährige Philosophie, schreibt gerade seine Dissertation zum Thema Nietzsche: „Gesellschaft und Individuum“. „Das passt wunderbar zusammen mit meinem Job als Nachtmediator, da habe ich es auch mit Gesellschaft und Individuen zu tun,“ sagt Edwin.
Zuhören, helfen, schlichten
„Wir sind auch Ansprechpersonen für Menschen, wenn sie Fragen haben“, sagt Noori. Der 32-jährige Afghane lebt seit 2022 in Deutschland, sorgt mit den Nachtmediator*innen seit knapp einem Jahr für ein rücksichtsvolleres Miteinander und ist „überglücklich“, Teil des Teams zu sein. Das sei gut für seine Deutschkenntnisse, aber auch Freundschaften seien so entstanden. Kollegin Jade ist ebenfalls von Anfang an als Nachtmediatorin an Bord. Die 28-Jährige hat damals neben dem Studium angefangen. Ein idealer Job für Studierende, findet sie: „Die Nachtmediator*innen sind so im gleichen Alter wie unsere Zielgruppe. Sie sprechen die gleiche oder zumindest eine ähnliche Sprache.“ In diesem Zusammenhang sind auch die mitgebrachten Sprachkenntnisse unserer Nachtmediator*innen von Vorteil.
Und was ist noch wichtig für den Job als Nachtmediator*in? Offenheit, die Lust, draußen zu sein und mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen, so Edwin. „Die meisten Leute sind sehr nett. Im Sommer bekommen wir auch oft Essen und Getränke angeboten.“ – alkoholfrei, versteht sich!
Geschichten können die Drei genug erzählen: Von einem Brand im Seepark zum Beispiel oder einer nächtlichen Ruhestörung durch einen riesigen Gong, den sie orten mussten, von einem verschreckten Hund, der über den Augustinerplatz rannte und dabei einen Stuhl hinter sich her zog, mit dem er zwei Passant*innen leicht verletzte. Oder von lustigen Suchaktionen und kuriosen Funden.
Langweilig wird es den Nachtmediator*innen nicht, so viel ist sicher.
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